May 5, 2015
JazzNMore
Schon auf dem Album ”The Reason Why Vol. 1”
zeigten Goran Kajfeš und sein Subtropic Arkestra
der Welt, was fu?r ausgewiesene Groovemonster sie
sind. Das sollte wohl fu?r sie selber schwer zu toppen
sein. Dachte man. Und muss sich nun bei ”The
Reason Why Vol. 2” eines Besseren belehren lassen.
Denn da ist noch mächtig Luft nach oben. Goran
Kajfeš geschmeidiger Ton, sein wunderbar cooles
Trompetenspiel fliegt auf dem Hintergrund der
treibenden Kraft der Mitmusiker geradezu davon,
wenn er etwa ein Stu?ck des tu?rkischen Ethno-Jazz-
Schlagzeugers Okay Temiz bearbeitet (”Dokuz Seki”),
eins des Afro-Rock-Pioniers Francis Bebey
(”New Track”), oder sich eins der amerikanischen
Indie-Rocker Grizzly Bear (”Yet Again”) einverleibt
und sich eine Komposition der brasilianischen Legende
Milton Nascimento (”A Lua Girou”) vornimmt.
Dabei wird der ohnehin schon brodelnde
Kessel, aus dem die drängenden Noten emporsteigen,
mit klassischen Elementen aus freier Improvisation,
Pro gressive Rock und Psychedelia befeuert.
Doch ohne den zeitgenössischen Schub, etwa von
Minimal Electro und futuristisch anmutenden Takten
so -wie Anleihen aus Brasilien, dem arabischen
Raum und vom Balkan, wäre die Strahlkraft nur
halb so stark. Aus den Originalstu?cken löst Goran
Kajfeš meist die einfach strukturierten Melodielinien
heraus, dreht sie, wendet sie, umschmeichelt
sie, um sie dann in atemberaubendem Tempo unerwartet
in völlig andere Klangsphären zu entfu?hren.
So entstehen raffiniert verwobene Klangtexturen,
aufregend inszenierte Klangbilder zwischen Jazztradition,
Jazzphantasie und World Jazz. Durch die
u?bergrosse Energie, mit der Goran Kajfeš sein All-
Star-Ensemble fu?hrt, werden die genannten, unterschiedlichsten
Einflu?sse zu einem eigenständigen,
u?beraus vitalen musikalischen Weg untrennbar verschmolzen.
Heraus kommt dabei Musik, die alles
zum Schwingen bringt, die ihren Weg durch die
Nervenbahnen findet, sich mit dem Blut mischt, die
Knochen erbeben lässt und das Hirn zum Tanzen
bringt. Ein besseres Crossover-World-Jazz-Orchester
durfte derzeit weltweit nicht zu finden sein.